Der Geschmack von Gras in Schleusingen

Der Geschmack von Gras in Schleusingen oder der Reiz ungewohnter Ästhetik im Granulat
Wo Kreisklasse draufsteht, ist auch Kreisklasse drin. Ehrlicher Fußball: Ohne Allüren, ohne große Taktiererei, ohne technische Finesse. Dafür mit ganz viel Emotionen. Keine Söldner, kein zusammengekaufter Haufen. Hier werden noch Spiele am Vorabend am Tresen entschieden. Während der Saison heißt es an jedem verdammten Wochenende: Fußball kämpfen - bis nichts mehr geht. So soll auch das Sagen umwobene Punktspiel der Kreisklasse West zwischen der gastgebenden Reserve von Schleusingen und der Chemie aus Heldburg abgelaufen sein. Der Kunstrasenplatz wurde vorher noch von Pilzen und Löwenzahn befreit und die 22 Akteure unterschiedlichstem Alters mit etlichen Beinbandagen freuten sich über gerade Linien und runde Kreise. Die zahlreichen Fans unterstützten die Spieler und den Schiedsrichter mit lustigen Sprüchen und Rufen wie: „Der hat schon Gelb .. immer nur auf Zuruf …niemals Abseits!“ Das Spiel begann wie jedes Spiel und nach dem legendären Pfiff zur Halbzeit hatten beide Mannschaft zweimal getroffen. Nach Adam Ries bedeute das Gleichstand, wie gesagt zur Halbzeit. Zu Beginn des zweiten Abschnittes zeigten die Spieler von Chemie ganz plötzlich, wie man Fußball nicht spielen sollte. Man bedachte die Heimelf in kurzer Zeit mit drei großzügigen Geschenken und schon stand es 2:5 aus Chemiesicht. Große Augen, offener Mund, alles staunte im weiten Rund. Kurzes Geplänkel, ein Tor da und ein Tor da, der alte Torabstand war wieder da. Die Chemiker lagen 25 Minuten vor Schluss mit 3:6 trostlos und aussichtslos hinten. Oder doch nicht? Endlich erkannten die Gäste, dass die Abwehr der Heimmannschaft ein löchriger Käse ist und man bekam nochmal Hunger. Und siehe da, es ging Ruck Zuck. Dreimal landete der Ball von einem Chemiebein getreten im Netz der Schleusinger – 6:6…Fußballherz, was willst Du mehr. Abschließend stellten sich beide Teams die Frage, wieso man bei solchen genialen Wetterverhältnissen auf einem Kunstrasenplatz spielen muss, wahrscheinlich wegen der geringeren Verletzungsgefahr ….