exciting last minutes

Freitagabend – Kreisoberligafußball – Fußballwetter und die Eintracht wartet auf Milz. Es kommt zum Nachholer zweier Traditionsmannschaften im Süden Thüringens. Für jeden Fan ist ein Match am Freitagabend ein kleines sportliches Weihnachtsgeschenk – man muss nicht Let’s Dance schauen und kann beim Verfolgen eines Klassikers Bier und Wurst genießen und sinnfreie Wortverbindungen austauschen. Die heile Welt unterhalb der Veste, wo jeder weiß, dass bei einem Atomkrieg nur die Kakerlaken überleben.

Hauptsache Anstoß. Das Spiel begann ruhig und beide Teams warteten auf den ersten großen Fehler. Der Stadionsprecher gab nach Anpfiff noch den Hinweis für die Zuschauer mit Herz – Kreislauf – Schwäche. Wenn man die Augen zusammenpresst und die Bilder leicht verschwimmen, sieht das ganze aus wie Gauerstadt gegen Bad Colberg im Dezember 2018. Nur mal nebenbei… Wobei. Die ersten 15 Minuten machten auch gestochen scharf keinen sonderlichen Eindruck. Dann kam beim Gastgeber die erste größere Fehlerkette und es ging schnell. Es begann Prokofjews Musikmärchen Peter und der Wolf. Peter marschierte an der Linie und der Heldburger Defensiv Wolf hetzte mit hängender Zunge hinterher. Peter war schneller und jagte die runde Beute in die Mitte, in welche Lautensack angeflogen kam und die Führung für die Gäste erzielte. Die Eintracht musste und wollte egalisieren und mühte sich. Ph. Schmidt dribbelte sich durch die halbe Milzer Defensive, wird dann gelegt und der rechte Arm mit Hand und gestreckten Fingern von Schiri Frank zeigte auf den Elfmeterpunkt. Sekunden später bewegte sich der Schiri Arm langsam (wie magnetisch angezogen) und zeigte auf die Eckfahne. Da sich die Proteste in Grenzen hielten, drohte keine Schlägerei. Weiter ging es im Wissen, dass ein 1 zu 0 gleich ein 0 zu 0 ist. Pause. Im Sportheim liefen noch einmal die ersten 45 Minuten in der Zusammenfassung und die älteren Fans diskutierten, ob sich noch ein Master – Studiengang Social Media an der FH Erlangen lohnen würde. Anpfiff letzter Durchgang.

In der Eintracht Kabine gab es „AC Akut“ und so hatte Ph. Schmidt in der 48. die Chance zum Ausgleich. Leider blieb es bei der knappen Führung der Gäste und das Spiel wurde zäh. Milz musste erstmal nicht und wartete ab, Heldburg mühte sich und kämpfte, aber der Nutzeffekt war zu klein. Der Eintracht Torhüter Hofmann zeigte auch in diesem Spiel, dass seine Formkurve steil nach oben geht und hielt seine Bude weiterhin sauber. Dann gab es nach einem kurzen Wirrwarr im Milzer Strafraum einen Pfiff, welcher Elfmeter für die Eintracht bedeutete. Wieder kaum Proteste, wieder keine Schlägerei. Dafür aber der Ausgleich durch Eggi Schmidt, der den Profi Amateur Torwart Eppler keine Chance ließ. Naja,…1 zu 1…geht. Aber es ging ja weiter, leider aber zäh und die Fans hatten schon die Hoffnung, dass sie ihren Eintritt zurückbekamen. Dann nahm die Partie Fahrt auf. Beide Mannschaften wurden intensiver und hungriger auf die Führung. Es wurde regelrecht gefightet. So stellt man sich die Abschiedstournee von „Ohne Filter“ vor. Ein übereifriger Spieler der Heimmannschaft holte sich innerhalb von 4 ein halb Minuten „Gelb – Rot“ und ließ seine Mannschaftskameraden allein auf dem Spielfeld zurück. Danke sagten diese und zwickten ihre zwei Hälften des Hinterteils fester zusammen und ließen den Hämorriden keine Chance. Kurz vor dem Ende kurvte wieder Ph. Schmidt durch den Gästestrafraum, traute sich aber nicht mit dem linken Fuß. Er schob den Ball zurück zu Lehmann, welche geschmeidig noch einen Milzer stehen ließ und dann abdrückte. Ein Verteidigerfuß verhinderte den Einschlag im langen Eck und somit auch die Heldburger Führung in Unterzahl. Im Gegenzug und in der letzten Minute jonglierte sich der Gast bis in die Nähe des Eintracht Strafraumes und dann kam es zu einem Hölzernen Ping Pong, welcher sich in den Heldburger Kasten verirrte. Ärgerlich. Der Eintracht Kopf senkte sich aber nicht und der Gastgeber zeigte noch einmal für die letzten Sekunden Zähne. Die letzte Aktion, ein Freistoß von links, zwei Meter von der Grundlinie. Beide Teams nahmen das Versammlungsrecht wahr und trafen sich im Milzer Strafraum. Und es war wieder Eggi Schmidt, der einfach mal abzieht und den Ball wunderschön über die Grasnarbe gewaltstreichelt, unter sieben tausend Milzer Abwehrbeinen hindurch den Torwart schmerzhaft als Bande nimmt und den Ball ins Netz springen lässt. Ausgleich in letzter Sekunde. Für Heldburg ein Punkt der Moral, für Milz ein Punkt und egal. Es sollte noch erwähnt werden, dass die Milzer Fanszene einen sportlichen und fairen Auftritt im Unterland hinlegten. Danke. Die Eintracht Spieler zogen dann mit ein paar Kästen Bier nach Bad Colberg in die Therme und legten sich bis Sonntagmittag in das Regenerationsschwimmbecken, um dann gemeinsam den Weg nach Neuhaus an der Schierschnitz zu suchen.