Jonas und Robin

Wir melden uns live aus einem ICE, genauer gesagt aus dem Bordbistro,  und sind auf der Rückreise von Themar nach Unterland. In der besagten Stadt fand das Spitzenspiel der Kreisklasse West FC Themar gegen die U23 der SG aus dem schönen südlichsten Thüringer Zipfel statt. 

 

Am Tag der Einheit, an einem Feiertag, 15.00 Uhr…da fragen sich viele Übriggebliebenen von den Montagsdemos, warum wird an so einem Datum Fußball gespielt. Wie dem auch sei – be that as that may.

 

Auf alle Fälle besser als ein 180 Minuten langes armenisches Independent – Kammerspiel ohne Untertitel auf Arte2.

 

Das Spiel wurde unterstützt von „Bautzner Senf“ und der Schiri gespendet aus dem Grabfeld, namens Hummel ohne VAR.

 

Am Einlass stand einer vom Angelsportverein Themar und fragte fast jeden zweiten Fan, ob er nicht was fürs Angeln übrig hätte. Mit wenig Erfolg. Wir haben nickend bejaht und taten kopfschüttelnd verneinen. Aber einer sagte dann doch: Ok, ich bring Dir unsere Katze, die hat Würmer. Der Nachmittag war gerettet.

 

Erster gegen Zweiter – alle Parkplätze belegt – geniales Wetter – der Oberfranke würde sagen: Ahhhhh Draummmm! Die Mannschaften liefen ein und alle Fans der SG, welche  Brillenträger waren, mussten erst einmal ihre Okulare putzen, als sie J. Wolfschmidt, St. und Ph. Schmidt in den Reihen der Unterländer entdeckten. Ja was war denn da los…was hatten die denn vor…

 

Trotz allem möchten wir gleich vornweg das Fazit ziehen, der Gastgeber hatte das Spiel im Griff, was ja von einem souveränen Spitzenreiter zu erwarten war. Das konnten auch die namhaften Neuzugänge nicht verhindern, obwohl man ihr spielerisches Mitwirken in den Reihen der SG deutlich merkte. Themar legte los wie die Berliner Berufsfeuerwehr. Chance auf Chance wurde erspielt und der Torhüter der Gäste modellierte sich zum besten Spieler seines Teams. Eine Großtat nach der anderen, sei es 1 gegen 1, Fernschüsse oder andere klare Glocken, er war sensationell zur Stelle. Schade, aber das 1 zu 0 konnte auch er nicht verhindern und die SG lag nach 15 Minuten hinten. Themar powerte mit den schnellen und wuchtigen Stürmern weiter und die Überlegenheit der Gastgeber wurde nur durch einen St. Schmidt - und Schulz Abschluss unterbrochen. Eine sehr gute Rolle spulte der junge Deckert in der Unterlandsdefensive runter und wie gesagt R. Heybach, welcher wie die Rügener Kreidefelsen sich einer Welle nach der anderen entgegen stellte.

 

Zu Halbzeit wurden die Mittelfeldspieler der SG erstmal geweckt, welche im ersten Abschnitt des Platzes kampflos hergaben. Das wurde in den zweiten 45 besser. Was weiterhin bei den Gästen vorhanden war: der unbändige Wille irgendwas zu reißen, ein Tor zu schießen, ebenbürtig zu sein. Es war die gesamte Spielzeit das Wir Gefühl zu spüren. Die echten Gefühle, wie beim ersten Date mit einer Gummipuppe.

 

Auch im zweiten Durchgang ging es wieder Schlag auf Schlag und Themar bombardierte das Gäste Tor vehement weiter. Heybach bekam den Spitznamen Hitz (wer sich im Fußball auskennt, weiß warum) und brachte die Gastgeber zum Verzweifeln. Eine Viertel Stunde vor Ende dann doch, die Gäste machten mehr Fehler als damals in der Rede von Schabowski waren und der sehr gute Heybach konnte den zweiten Einschlag nicht verhindern. Zwei zu Null – völlig verdiente Führung der Gastgeber.

 

Nun drückte der Gäste Coach die Option „Ran an den Speck – was haben wir zu verlieren“ auf der Fernbedienung und siehe da, der Jonas von den Chilians stand plötzlich frei und bugsierte die Kugel ins Netz. Fachleute sprachen jetzt von einem leichten optischen Übergewicht und dicke Schönheitskönige wussten, was damit gemeint war.

 

Nur noch Donald Trump zweifelte am Sieg von Themar und so langsam murmelten die Spatzen vom Dach: Alles kann nichts muss!

 

Die jungen Fans aus dem Themarer Raum verließen siegessicher das Stadion und gingen zu irgendwelchen Secret – Raves oder wollten noch ein wenig im Darkroom abzappeln. In den letzten Sekunden gab es noch mal wüste Attacken auf feuchten Geläuf gegen die gegnerischen Außenbänder im Fußgelenk, vermischt mit ein paar Zuckerpässen aus dem Halbfeld und gepaart mit überraschen eleganten Ballannahmen und Spielzügen aus der Vorhölle.

 

Die Gastgeber im Gefühl der sicheren Sieges boten kulanter weise noch eine Chance zum Dumpingpreis an und die SG…machte die Geldbörse auf und schmiss den Rubel in den Schlitz….Tooooooooooooor….Ausgleich, wie auch immer, warum auch immer, egal…den Punkt einsacken und heim.

 

Fertig war der Lack. Mit ungebrochenen Willen und einem guten Torwart und ein der Portion Glück, fuhren die Jungs der SG dem Abendrot entgegen und schraubten bei der Einheitsfeier die Kerzen aus der Torte. Warum nicht, sie hatten es sich verdient die Burschen. Kurz vor dem Stromausfall hatte einer noch eine Eingebung und lallte in die Runde: Ich glaube, die Kunden aus Themar haben sechs mal gewechselt. Alles rollte mit den Augen und zogen ein Gesicht, als hätte man sich nachts auf dem Weg zur Toilette den großen Zeh an der Tür gestoßen oder einen Hund mit notorischen Dünnschiss Gassi geführt und murmelten kopfschüttelnd: Schhhdümmmbt. Oder auch nicht.