Septembermärchen

Hallo Freunde des gepflegten Ballsports und steigender Aktienkurse…das traditionelle Revierderby steht an. Die Heldburger Eintracht empfängt die jungen Wilden aus Veilsdorf und zahlreiche Fans freuen sich vor Ort.

Sehr oft standen sich die Kicker vom geweihten Grund und die Spieler von der Heldburger Anfield schon gegenüber und die Alten erinnern sich gern an diese Schlachten. Ja das waren noch Zeiten, als man sich nur mit Kopf Nicken unterhielt und dabei Zigaretten drehte, ohne die Finger zu benutzen.

Anstoß. Bis her ein Duell auf Augenhöhe, wir warten nur noch auf die Briefwähler. Nun fliegen die Bälle 70 Meter hin und her, da weht wirklich ein Hauch Kreisoberliga durchs Rund. Das Spiel entwickelt sich wie ein Kindergeburtstag, viel Geschrei, wenig Übersicht, ab und zu eine Prügelei, dazu eine Schnitzeljagd und irgendwie riecht’s nach Kacke. Die Gäste aus Veilsdorf haben mit zunehmender Spieldauer mehr von dem Kick, beeindrucken mit enormen Laufspiel und jugendlicher Unbekümmertheit. Heldburg stemmte sich mit enormen Aufwand entgegen und dieses erfolgreich. Hui! Dann die erste richtige Chance der Veilsdorfer.

Jauch wird auf die Reise geschickt, besteht alle Tests und darf in den Strafraum einziehen. Breaking News: Jauch trifft nur den Außenpfosten. Danach gibt es eine paar miese Pässe zu bewundern, für welche man noch nicht mal ein Visum für das Phantasialand bekommt. Übrigens hatte der KFA im Vorfeld des Kreisderby Knallers einige Freikarten verschenkt. Die Hildburghäuser Fußballfunktionäre meinten, man will mit dieser Aktion „Freude schenken“. Naja, sagen wir mal so, es gibt schon Menschen, die bei Schmerzen Lust empfinden. Und dann die denkwürdige 37. Minute. Ein sexy Ball kommt aus dem linken Heldburger Halbfeld und wird mit oder ohne Absicht zum Heldburger Sechser durchgesteckt. Der hat in der rechten Brustwarze mehr Ballgefühl, als der gesamte deutsche 2018er WM Kader zusammen. Rumms – Tor! Heldburg führt 1 zu 0. Schüchternes Augenwischen bei den Gästefans, spontaner überraschter Jubel bei den Eintracht Anhängern. In den darauf folgenden letzten 8 Minuten der ersten Halbzeit gab es noch 7 Laufduelle und eine Schubserei. Danach Halbzeitpfiff. Die Spieler protestieren, der Schiri verweist auf den VAR, aber dort läuft gerade das MDR Info Magazin „Wie baue ich ein Gasthaus auf einer Burg“. VARarscht!

Die Pausenbefeuchtung für Rasen und Fans begann und alle waren sich einig, dass wird eine absolut geile zweite Halbzeit.

Zur letzten Halbzeit kamen die Spieler von nah und fern frischer auf den Platz und es begann sich ein abwechslungsreicher rassiger Kick zu entwickeln. Chancen auf beiden Seiten, intensive körperliche Kontakte und ein aufgeregter Schiri ließen eine mentale Laola durch das Krecktal ziehen. Dann kam die 64. Minute.

Veilsdorf wehrte locker flockig einen Eckball der Eintracht ab, Hacke Spitze eins zwei drei und die Veilsdorfer Tormaschine blies die Nüstern auf und wie ein gedoptes Rennpferd marschierte er auf das Heldburger Tor zu. Natürlich mit Ball, natürlich mit Abschluss, natürlich mit dem Ausgleich. Puh!. Beide Teams holten kurz Luft und dann ging es weiter. Beide wollten den BigPoint, oder den Hypepoint, damit der Blick auf die Tabelle keinen Herzschmerz verursacht. Zehn Minuten vor dem Ende fiel einem Veilsdorfer Ballkünstler der Ball auf dem Fuß und wurde gleich mit viel Schmackes wieder auf Reisen geschickt. Die Murmel schlug unhaltbar im Winkel ein, die Gäste führten und die Eintracht hatte wieder ihre zwei Gegentore. Was jetzt alle dachten, trat aber nicht ein. Denn die Eintrachtler zeigten, dass sie Typen mit zwei funktionieren Hoden sind. Das Adrenalin spritze und alle Heldburger bündelten ein Gemisch von Willen, Kraft und Glaube. Man sah ihnen an, dass sie jetzt sogar einen Kasten Bier ins Tor köpfen würden. Der Schiri hob dem Arm und grüßte in die Menge mit fünf Fingern. Und die nächste Heldburger Welle in Richtung Veilsdorfer Tor…und was für eine Lawine…und der Ball lag im Gästetor. Zwei Minuten nach dem Schiri Gruß schaffte es mit letzter Kraft der Eintracht letzter Mann und es hier Zwei zu Zwei. Was für ein Wahnsinn. Alles sehnte sich jetzt nach dem Pfiff – die Frage war nur welcher. Und dann passierte etwas, worüber die Medien noch nach der Wahl berichten werden. Der Heldburger Neuner (genannt Eggi) sah das runde Leder irgendwo aus der Luft auf sich zukommen und zog kompromissloser ab, als eine Kosmetikerin die Kaltwachsstreifen. Es war ein Strahl aus 20 Metern, ein Linearfunktion – Schuss. X = voll in den Winkel. Die nachfolgenden Minuten können nicht mehr wiedergegeben oder nachvollzogen werden. Das Spiel war aus – Heldburg ein Septembermärchen.  

(Ähnlichkeiten von Personen und Situationen sind nicht gewollt und nur rein zufällig. Gewisse Redewendungen oder Vokabular sind aus dem richtigen Leben gegriffen)